Einen Mausklick vom Haustier entfernt, das haben sich gerade in der Corona Pandemie viele Menschen gedacht – mit zum Teil verheerenden Folgen: Nicht nur sind deutsche Züchter über Monate hinaus ausgebucht und die Ankündigung eines neuen Wurfs führt zu hunderten Anfragen, sondern der Boom des Handels mit Welpen und Kätzchen lässt das illegale Geschäft mit den Tieren sprichwörtlich explodieren.

Das Geschäft mit Tieren gilt mittlerweile als die drittgrößte Einnahmequelle organisierter Krimineller nach dem Drogen- und Waffenhandel in der Europäischen Union. Der Deutsche Tierschutzbund spricht von 75 Fällen von illegalem Heimtierhandel allein zwischen Januar und Oktober 2020, mehr als 800 Tiere, vor allem Hunde, waren betroffen. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein.

Hund zum Gassi gehen gesucht – Anruf in einem Kölner Tierheim

„Das süße Haustier ist nur einen Mausklick entfernt. Allerdings handelt es sich um ein Lebewesen, das man nicht so einfach austauschen kann wie vielleicht einen Pullover oder ein Spielzeug“, sagt die Sprecherin des Deutschen Tierschutzvereins. Dabei ist die Aussicht so verlockend: Bleiben Anfragen bei Züchtern oder Tierheimen erfolglos, reicht ein Blick auf eBay Kleinanzeigen für eine riesige Auswahl von tausenden treu blickenden Kulleraugen.

„Dahinter stecken oft kranke Tiere, die zu früh von ihrer Mutter getrennt wurden, Verhaltensstörungen haben und unter grausamen Bedingungen in Osteuropa produziert werden“, sagt Hester Pommerening, ebenfalls aus der Pressestelle des Deutschen Tierschutzbunds, „viele Tiere sterben dann auch, weil sie gar keine Impfungen erhalten haben.“

Die Tier-Mafia aus Rumänien, Ungarn, Serbien und der Türkei geht dabei immer raffinierter vor: Die Anzeigen sind von seriösen Anbietern kaum zu unterscheiden, die Preise normal, schriftliche Anfragen werden freundlich beantwortet.

Spätestens bei der Anlieferung sollen die Interessenten aber stutzig werden: „Es werden oft scheinheilige Gründe vorgeschoben, wie zum Beispiel, dass gerade die Wohnung renoviert werden muss, und die Anlieferung dann auf einem Parkplatz stattfinden soll.“
Auf der Bestellkarte der illegalen Tierhändler stehen nicht nur Hunde und Katzen, sondern auch immer mehr exotische Tiere wie Schlangen, Kängurus und sogar Rehe. Pommerenings Forderung für die Corona-Krise, aber auch für die Zeit danach: „Tiere dürfen nicht mehr über das Internet verkauft werden. Finger weg!“

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