Es ist eisig kalt geworden. Doch in diesem Winter zwingen die hohen Energiekosten dazu, die Heizungen zurückzuschrauben. Wir können uns dick einpacken, aber was ist mit unseren Haustieren? Können sie zu kalt werden?
Steigende Energiepreise zwingen viele Menschen dazu, bei Gas, Öl, Holz und Strom zu sparen. Denn jedes Grad Raumtemperatur macht die Heizkostenrechnung teurer. Das Umweltbundesamt empfiehlt generell, dass die Raumtemperatur in Wohnräumen möglichst nicht über 20 °C liegen sollte. In anderen Räumen wie der Küche oder dem Schlafzimmer sogar noch niedriger.
Manche Menschen empfinden die empfohlenen Temperaturen als zu kalt, sehen sich aber durch die Energiekosten gezwungen, die Raumtemperaturen zu drosseln und zu Decke und dickem Pullover zu greifen. Aber was machen unsere Haustiere, wenn die Raumtemperatur unter ihrem Wohlfühlniveau liegt? Frieren sie oder können sie sogar krank werden?
Frieren Wellensittich, Kanarienvogel und Co.?
„Keine Sorge, wenn Vögel in kühleren Räumen sind“, sagt Professor Michael Lierz, Leiter der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische an der Justus-Liebig-Universität Gießen: Vögel vertragen unterschiedliche Temperaturen.
Mehr Futter für die Vögel in der kalten Jahreszeit
Dennoch gibt es ein paar Dinge zu beachten: Je kleiner der Vogel ist, desto höher ist sein Stoffwechsel, durch den die Körpertemperatur aufrechterhalten wird. Deshalb brauchen vor allem kleinere Vögel mehr zu fressen, wenn es kälter wird. Das kann schon bei einem Unterschied von 22 bis 19 Grad der Fall sein. Man sollte ihnen daher mehr Futter anbieten und die Vögel eventuell wiegen, um zu sehen, ob sie abnehmen.
Bei gesunden Tieren ist das zwar nicht unbedingt nötig, aber bei älteren oder kranken Tieren sollte man das sicherheitshalber tun, sagt Elora Kienzle, Tierärztin an der Klinik für Vögel, Kleinsäuger, Reptilien und Zierfische der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wenn Sie sich Sorgen machen, sagt Kienzle, kann punktuelle Wärme von Wärmelampen oder dunklen Heizkörpern helfen. Was Vögel definitiv nicht vertragen, ist Zugluft.
Leiden Reptilien unter kühleren Temperaturen?
Da Reptilien Kaltblüter sind, kann ein Absenken der Temperatur problematisch sein. Allerdings ist die normale Zimmertemperatur für die meisten Reptilien ohnehin nicht ausreichend. Jede Art hat eine andere Wohlfühltemperatur, sagt Michael Lierz, leitender Reptilientierarzt in Gießen.
Eine dauerhafte Unterschreitung dieser Temperatur macht dem Tier zu schaffen. Sein Immunsystem wird geschwächt und es kann zu Atemwegserkrankungen kommen: „Sie husten dann richtig“, sagt Lierz. Für die meisten Reptilien sollte das aber keine Rolle spielen, da sie in einem Terrarium gehalten werden – und das wird in der Regel auf die jeweilige Wohlfühltemperatur des Tieres geheizt, erklären Kienzle und Lierz.
Kleine Säugetiere mögen es eigentlich lieber wärmer. Aber auch sie können das kompensieren, zum Beispiel, wenn sie ein Häuschen haben, in das sie sich zurückziehen und einkuscheln können.
Ein paar Grad weniger – zu kalt für Hunde und Katzen?
Hunde und Katzen mögen es kuschelig. Deshalb suchen sie sich bei plötzlichen Temperaturschwankungen wärmere Ecken, sagt Kienzle.
Doch kein Grund zur Sorge, denn Hunde und Katzen können sich gut an Temperaturschwankungen anpassen, vor allem wenn die Veränderung langsam erfolgt. 19 Grad sind für sie überhaupt kein Problem, sagt Professor Rainer Cermak vom Institut für Veterinärphysiologie der Universität Leipzig. Hunde und Katzen haben Strategien, um mit niedrigeren Temperaturen umzugehen. Sie legen sich anders hin – zum Beispiel zusammengerollt statt ausgestreckt. Außerdem haben sie ein Fell, das isoliert.
Kuschelige Rückzugsorte anbieten
Wichtig ist: Katzen und Hunde sollten nicht auf dem kalten Boden liegen müssen. Eine kuschelige Decke oder ein Körbchen gehören zur Grundausstattung. Wer Bedenken wegen kühlerer Raumtemperaturen hat, kann seinem Hund zum Beispiel eine kleine Hundehütte für drinnen anbieten. Dort kann er sich zurückziehen, wenn es ihm zu kalt ist, und wieder herauskommen, wenn es ihm zu warm wird, rät Cermak. Die Tiere sollten sich aussuchen können, wo sie sich hinlegen. Wichtig ist: Sie sollten es zugfrei und trocken haben!
Hunde – es kommt auf das Fell an
Bei den Hunderassen gibt es sehr große Unterschiede in der isolierenden Fellstruktur. Es gibt kurzhaarige und langhaarige Hunde, manche entwickeln ein Winterfell, andere nicht. „Langhaarige Hunde mit dickem Fell leiden eher im Sommer, wenn die Temperaturen hoch sind, und suchen sich dann gerne einen kalten Fliesenboden, auf dem sie sich zum Beispiel in der Wohnung ausruhen.
Für kurzhaarige Hunde, die kein Winterfell entwickeln, ist eine Wohnungstemperatur von 19°C jedoch kein Problem, wenn sie eine entsprechende Isolierung der Liegefläche (z.B. zum kalten Fliesenboden) haben“, sagt Dr. Willa Bohnet, Verhaltenswissenschaftlerin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Wenn es richtig kalt wird, müssen vor allem Hunde, die viel draußen sind, etwas mehr fressen. Aber Besitzer, die regelmäßig mit ihren Hunden spazieren gehen, wissen das. Die meisten Hunde werden aber ohnehin zu viel gefüttert und neigen dazu, zu dick zu sein, sagt Cermak.
Wie steht es mit der Kälteempfindlichkeit von Katzen?
Katzen sind wärmeliebend, denn sie stammen ursprünglich von der ägyptischen Falbkatze ab. Aber inzwischen, nach etwa 4.000 bis 3.000 Jahren, hat sich die europäische Hauskatze gut an das nordeuropäische Klima angepasst. Sie bekommt ein Winterfell, das sehr dicht ist und eine sehr gute Isolierung gegen Kälte und auch Nässe (Regen) bietet, meint Bohnet.
Freigängerkatzen sind an Kälte gewöhnt
Viele Katzen sind Freigänger und leben meist draußen oder sogar ganz im Freien. Im Winter suchen sie dann wind- und regengeschützte Orte wie einen Heuboden oder einen Schuppen auf, um sich auszuruhen oder sich zu schützen. Und die Hauskatzen, die die Möglichkeit haben, nach Belieben ins Freie zu gehen, bevorzugen bei ungemütlichem Wetter vielleicht einen beheizten Platz.
Rassekatzen brauchen Schutz
Einige Rassekatzen müssen jedoch ständig im Haus leben – wie zum Beispiel Nacktkatzen. Ihr Name sagt es schon: Sie haben kein isolierendes Fell. Ihnen sollte daher eine kuschelige Katzenhöhle mit 19°C Raumtemperatur angeboten werden, die die Katze mit ihrer eigenen Körperwärme erwärmen kann, empfiehlt Bohnet.